Applied Kinesiology

Applied Kinesiology ist eine diagnostische Methode. Hier wird mit Hilfe von standardisierten Muskeltests gearbeitet: über die Stärkeänderung des getesteten Muskels kann gemessen werden, wie die Reaktion des Körpers auf Reize und Substanzen jeglicher Art ist. Dadurch können Aussagen darüber getroffen werden, wie der Körper eines Patienten auf unterstützende (oder auch belastende) Maßnahmen reagiert. Es ist möglich, einen ganzheitlichen Einblick in funktionelle Zusammenhänge oder Störungen des Organismus zu bekommen.
Beispielsweise lässt sich die Wirkung einzelner Nahrungsmittel, aber auch Allergene, Medikamente, Spurenelemente und Globuli auf den Körper testen. Es kann grundsätzlich die Reaktion des Körpers auf jede einzelne Substanz getestet werden. Vor allem bei stark ausgeprägten Reaktionen hat diese Art der Diagnoseform den Vorteil, dass der Patient am eigenen Körper fühlt, wie sein Körper von einzelnen Substanzen beeinflusst wird.
Einige Erkrankungserscheinungen haben ihre Ursache in Mängeln an Spurenelementen, Vitaminen etc. Ich nutze diese Methode daher gerne zur Überprüfung, ob eine körperliche Beschwerde möglicherweise rein durch einen Mangel hervorgerufen wird. So können beispielsweise Kopfschmerzen durch einen Mangel an Spurenelementen wie etwa Magnesium verursacht sein und leicht behoben werden. Durch eine Umstellung der Ernährung oder, sollte dies (für den Patienten) nicht möglich sein, durch die Einnahme von Reinsubstanzen können über die Stärkung des Körpers eine Vielzahl von Beschwerden beseitigt werden. Meist ist es hierbei auch ausreichend und oft auch erforderlich, den Körper nur in Stressphasen zu unterstützen.
Die Anwendung der „Applied Kinesiology“ rundet meine Art der Behandlung, den Menschen als Ganzes zu betrachten und auf seine derzeitige Lebenssituation einzugehen, ab. Sie ist für mich Teil der ganzheitlichen Medizin.

Was ist Applied Kinesiology

Applied Kinesiology (AK) wurde als ein System zur Diagnose von Körper(fehl)funktionen ab 1964 von dem amerikanischen Chiropraktiker George Goodheart junior eingeführt und seither weiterentwickelt. Die Testung einzelner Muskel des Patienten erfolgt in einer definierten Testposition und nach einem gezielten Probereiz. Goodheart war der Ansicht, dass jede Erkrankung eine mehr oder weniger große Komponente aus dem chemischen, strukturellen oder mentalen Bereich hat und bei ganzheitlicher Betrachtung demzufolge auch therapeutisch von allen drei Seiten her sinnvolle Ansatzpunkte bietet. Diese Sichtweise wird „Triad of Health“ genannt (vgl. Wolfgang Gerz, Lehrbuch der Applied Kinesiology in der naturheilkundlichen Praxis, 2. Auflage, Akse Verlag, S. 3). Die „Triad of Health“ lässt sich als Dreieck darstellen oder aber als 3-beinigen Hocker: ist eine Seite zu kurz oder zu lang herrscht Ungleichgewicht und das gleichseitige Dreieck wird schief bzw. der Hocker kippt. Das System der Applied Kinesiology betrachtet eine Gesundheitsstörung als einen Prozess, nicht als einen Zustand, der mit einem Diagnosebegriff beschreibbar ist: Die Diagnose „Kopfschmerz“ (wenn pathologische Erkrankungen ausgeschlossen sind), selbst wenn sie differenziert wird in „Spannungskopfschmerz“, Migräne etc., beschreibt einen Zustand. Die Ursache kann eine Kiefergelenksstörung, eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, eine Mangelerscheinung, eine Beckenstörung, ein Knick-Senkfuß oder eine Fusionsstörung der Augen (u.v.m.) sein. Die eigentliche Ursache muss gefunden und die Symptombildung erfasst und korrigiert werden (vgl. Hans Garten, Lehrbuch Applied Kinesiology Muskelfunktion Dysfunktion Therapie, Urban & Fischer Verlag, 2. Auflage, S. 3 f).

Der Muskeltest

Dreh- und Angelpunkt in der Applied Kinesiology, ob ein Patient sinnvoll und richtig untersucht wird, ist ein guter Muskeltest. Wenn die Muskulatur in Balance ist, so ist auch die Struktur im Gleichgewicht. Befindet sich die Muskulatur im Ungleichgewicht, kommt es zur funktionellen Fehlstellung der Struktur. Diese Fehlstellung des Muskels kann diverse Ursachen haben: von Fehlhaltungen über Kiefergelenksstörungen, bis hin zu Mängeln, Allergenen, schädlichen oder unverträglichen Substanzen.
Nach dem Stresskonzept von Selye sollte eine gute AK-Untersuchung und anschließende Therapie Folgendes umfassen:

  1. Zuerst wird mit dem Patienten alles herausgefunden, was ihn stresst bzw. schwächt, um gegen diese Faktoren gezielt vorgehen zu können.
  2. Gleichzeitig wird versucht möglichst viele Faktoren zu finden, die dem Körper nützen und diese dann dem Patienten als Therapie zukommen zu lassen.

Ein sich in Dysbalance befindlicher Muskel – zu stark (verkrampft) oder zu schwach – wird durch die entsprechende Therapie wieder ins Gleichgewicht gebracht (vgl. Wolfgang Gerz, Lehrbuch der Applied Kinesiology in der naturheilkundlichen Praxis, 2. Auflage, Akse Verlag, S. 18). Was auch immer den Muskel ins Gleichgewicht bringt, stärkt den ganzen Körper, die Beschwerden verschwinden. Welche Muskeln für den Test herangezogen werden, ist auf den Einzelfall bezogen zu entscheiden. Neben der am häufigsten getesteten Arm- und Beinmuskulatur, kommen auch Bauch- und Gesäßmuskulatur bei den Tests zum Einsatz.
Der Muskeltest der Applied Kinesiology ist ein vom Patienten gestarteter isometrischer Muskeltest, das bedeutet, der Muskel drückt gegen einen gehaltenen Widerstand – die Hand des Untersuchers. Der Muskel spannt sich an, es erfolgt jedoch keine Bewegung. Hierbei muss der Patient die Möglichkeit haben, seine PERSÖNLICHE Maximalkraft zu erreichen. Erreicht er diese, wird der Druck kurz erhöht. Bei ausgeglichenem, gesunden körperlichem Zustand kann dieser minimal erhöhte Druck vom Muskel ausgeglichen werden. Dieser Muskel wird als stark bezeichnet. Kann der Patient den geringen zusätzlichen Testdruck nicht halten, spricht man von einem schwachen Muskel. Dies zeigt eine Störung propriozeptiver neuromuskulärer Steuerung an. Es ist jedoch nicht nur bedeutsam, ob ein Muskel stark oder schwach ist. Es ist weiter zu differenzieren, ob der starke Muskel normal reagiert oder aber sich in einem unwillkürlichen Hyperaktivitätszustand befindet, sodass er auf bestimmte Reize nicht mit „Schwäche“ reagiert. Je nach Art der Muskelreaktion wird zwischen einem hyperreaktiven, hypertonen, hyporeaktiven, dysreaktiven und einem schwachen Muskel unterschieden (vgl. Hans Garten, Das Muskeltestbuch Funktion – Triggerpunkte – Akupunktur, Urban & Fischer Verlag, 1. Auflage, S. IX ff).

Den Muskeltest mache ich in meiner Praxis in Graz auf einer Holzliege, welche in ihrer Konstruktion gänzlich ohne Metall auskommt.

Vorteil des Muskeltests bei Allergikern und chronisch Kranken

Gerade beim Allergiker bzw. beim chronisch Kranken liegen meist eine Vielzahl von Problemen und Belastungen vor. Selten handelt es sich um eine isolierte Allergie: der Patient reagiert nicht nur auf einen speziellen Stoff allergisch, sondern auch auf andere, die in ihrer Struktur ähnlich sind. Aus diesem Grund kommt der Gabe von gut testenden Arzneien eine besondere Rolle zu. Viele herkömmliche (allopathische) Arzneien enthalten oft zwar sinnvolle Wirkstoffe, führen jedoch aufgrund vieler – nicht näher deklarierter – Füllstoffe und Bindemittel letztlich zu einer Schwächung im Muskeltest. Sie können daher konsequenterweise nicht verordnet werden, weil sie weitere Stoffe enthalten, gegen welche der Körper mit einer allergischen Reaktion (wenn vielleicht auch nicht so ausgeprägt) reagiert. Das ist oft mit ein Grund, warum Medikamente für einen Patienten verträglich sind und für den anderen nicht. Die Identifizierung allergisierender bzw. die bestehende Allergie verstärkender Arzneien ist von besonderer Bedeutung und rasch und leicht durch die Applied Kinesiology möglich.

Form der Untersuchung und therapeutisches Gespräch

Der funktionellen Untersuchung mit Hilfe der Applied Kinesiology stelle ich selbstverständlich immer eine sorgfältige Anamnese voran. Je nach Beschwerden wird die körperliche Untersuchung durch Laboruntersuchungen etc. ergänzt. Grundsätzlich kann ich mittels Applied Kinesiology die Reaktion des Patienten auf jeden möglichen Reiz untersuchen, jedoch kann aus praktischen Gründen nie alles getestet werden, was theoretisch untersuchbar wäre. Daher wird bei einem Gespräch mit dem Patienten entschieden, welche Vorgehensweise im „Hier und Jetzt“ am sinnvollsten ist. Zur Untersuchung können daher auch die üblichen Untersuchungsverfahren angewendet werden, aber eben auch die Applied Kinesiology, wenn ich der Meinung bin, dass hierdurch schneller, leichter, weniger eingreifend bzw. aufwendig für den Patienten oder genauer gearbeitet werden kann. Der große Vorteil der Methode besteht in den Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Untersuchungsmethoden bzw. in dem ergänzenden Einsatz der Applied Kinesology, welche oftmals genauere und schnellere Aussagen ermöglicht. So ergänzen sich beispielsweise die Lehre von Franz Xaver Mayer und Applied Kinesiology gegenseitig ideal. F. X. Mayr hat beschrieben, wie ein gesunder Bauch aussieht und funktioniert, vor allem aber auch, wie sich pathologische Zustände im Bauchraum auf den gesamten Körper vorhersehbar negativ auswirken. Entscheidend kann die Applied Kinesiology hier von Beginn an Klarheit darüber verschaffen, ob ein oder sogar mehrere wichtige Therapie-Hindernisse für eine erfolgreiche Mayr-Kur vorliegen:

  • Nahrungsmittelallergien bzw. –unverträglichkeiten
  • Candidose (Pilzerkrankungen)/Parasitose (bspw. Würmer)
  • Gravierende Vitamin- und vor allem Mineralstoffmangelzustände

Ausbildung

Applied Kinesology ist eine von der Österreichischen Ärztekammer anerkannte Diagnoseform und Ausbildung. Die in Österreich anerkannte Ausbildung erfolgt am International College of Applied Kinesiology und umfasst 220 Unterrichtseinheiten.